gerne mache ich in diesem Forum den Anfang mit den Beobachtungen.
Ich berichte über ein Spektrum, das ist mit Hilfe eines mit R=1000 relativ niedrig auflösenden Gitter-Spektrografen erstellt habe. Der Einsatzzweck liegt liegt bei lichtschwachen Objekten, die bis 16 mag reichen können (bzw. dürfen).
Die Nova T CrB, die ich hier spektrometriert habe, ist da deutlich zu hell, aber für dieses besondere Objekt mache ich gerne eine Ausnahme.
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Zum Objekt T CrB gibt es viele Publikationen, ich fasse einmal die wichtigsten Punkte zusammen:
- Es handelt sich bei T CrB, um einen Veränderlichen, und zwar um eine "rekurrierende Nova", die in 2024 einen Helligkeitsausbruch zeigen könnte.
- Die Vorhersage basiert auf einer Periode von etwa 80 Jahren, die man aus bisherigen Ausbrüchen ableiten konnte. Der letzte fand 1946 statt. Die "Uhr", die in diesem engen Doppelsternsystem tickt, besteht aus einem roten M-Stern und einem Weißen Zwerg, der eine Akkretionsscheibe besitzt. Es fließt im Laufe der Zeit Material vom roten Stern in die Scheibe und füllt diese stetig auf. Ist eine bestimmte Grenze erreicht, zündet auf der Oberfläche - oder im nahen Umfeld - der Weiße Zwerg das angesammelte Material und die Kernfusion liefert dann so viel Energie, dass die Helligkeit von T CrB sprunghaft ansteigt. Die Scheibe wird durch den Nova-Ausbruch entleert, oder auch komplett zerstört. Der Weiße Zwerg überlebt diesen Ausbruch und über die Akkretionsscheibe wird dann neu aufgebaut.
- Statt der normalen visuellen Helligkeit von etwa 10 mag sehen wir dann einen Stern mit 2 mag. Das Ereignis dauert nur wenige Tage. In dieser Zeit leuchtet T CrB dann so hell wie Polaris. Zwischen diesen Nova-Ereignissen kann man in der Lichtkurve von T CrB die "normalen Schwankungen" der Helligkeit beobachten, die durch die Umlaufperiode von 227.6 Tagen der zwei Sterne moduliert werden. Deren Amplitude liegt bei etwa 0,5 mag, ist als viel kleiner als der Nova-Sprung mit 8 mag.
- Die Entfernung von T CrB zu uns liegt bei 2600 Lichtjahren. Der Weiße Zwerg hat eine Masse von 1,4 Sonnenmassen, der M-Stern bringt 1,2 Sonnenmassen auf die Waage. Dies ist M4-Riesenstern (M4III).
Das Spektrum wird im Normalzustand durch das des M-Sterns bestimmt. Hier erkennt man die typischen Absorptions-Banden aus Titanoxid. Die schmale Absorptionsstruktur bei 760.5 nm geht auf den Sauerstoff in der Erdatmosphäre zurück.
Schaut man genau hin, sieht man schwache Emissionslinien von HeI und HeII, und etwas deutlichere Linien des Wasserstoffs. Die Ha-Linie ist klar sichtbar, als Spitze im Profil. Hier leuchtet also Wasserstoff. Diese Emission dürfte mit dem Leuchten der fast gefüllten Akkretionsscheibe in Zusammenhang stehen.
Die Aufnahme vom 13.4.2024 zeigt noch nichts Außergewöhnliches. Der Nova-Ausbruch lässt also noch auf sich warten. Angekündigt ist dieser für die Zeit zwischen Februar und September 2024.
Schöne Grüsse,
Michael